1. September 2021

Monatsandacht September 2021

Hier können Sie die Andacht von Gemeindepädagogin Grolman auch als PDF herunterladen:

Der Monatsspruch für den September lautet:

Ihr sät viel und bringt wenig ein; ihr esst und werdet doch nicht satt; ihr trinkt und bleibt doch durstig; ihr kleidet euch, und keinem wird warm; und wer Geld verdient, der legt's in einen löchrigen Beutel.
Haggai 1,6 (L)

Dieser Text ist über 2500 Jahre alt und lässt mich sofort an einen Liedtext der „Toten Hosen“ denken, der über 20 Jahre alt ist:

Warum werde ich nicht satt?

Was für ’ne blöde Frage, ob das wirklich nötig ist.
Ich habe halt zwei Autos, weil mir eins zu wenig ist.
Sie passen beide in meine Garage, für mich ist das Grund genug.
Was soll ich sonst in diese Garage neben meiner Riesen-Villa tun?
Die Geräte für den Swimmingpool liegen schon im Gartenhaus,
und die Spielzeugeisenbahn ist im Keller aufgebaut.

Jeden Sonntag zähle ich mein Geld, und es tut mir wirklich gut,
zu wissen wieviel ich wert bin, und ich bin grad hoch im Kurs.
Ich hatte mehr Glück als die meisten, habe immer fett gelebt.
Und wenn ich wirklich etwas wollte, hab‘ ich’s auch gekriegt!

Warum werde ich nicht satt?

Ich bin dankbar für mein Leben, hab vieles mitgenommen.
Aus allen Abenteuern immer heil herausgekommen.
Jede Menge Parties und Drogen sowieso.
Und auch mit den Frauen war meistens etwas los.
Ich habe wirklich tolle Freunde, man kümmert sich sehr nett.
Und auf dem Friedhof ist der beste Platz reserviert für mich.

Warum werde ich nicht satt?
Warum werden wir nicht satt?

Warum werden wir nicht satt? Obwohl wir mehr haben, als viele und in einem Land leben, dem es wirtschaftlich eher gut geht. Offenbar führt das Streben nach Materiellem nicht automatisch zu Wohlstand und Zufriedenheit.

Der Prophet kritisiert, wie sehr die Menschen an den materiellen Dingen hängen. So baut das jüdische Volk nach seiner Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft nach Jerusalem die eigenen Häuser wieder auf – der Tempel als Ort der Anwesenheit Gottes allerdings bleibt in Trümmern. Haggai warnt: „Wenn ihr euch darauf beschränkt, dann wird euer Leben leer und kalt, ihr bleibt durstig und das Geld zerrinnt zwischen euren Fingen wie Sand. Also schafft euch wieder eine geistliche Heimat. Baut den Tempel wieder auf. Lasst Gott bei euch wohnen. Wenn ihr nur auf euren Besitz, auf Sachen und Dinge achtet, dann werdet ihr keinen Frieden und keine Zufriedenheit finden. Gebt Gott einen festen Platz in eurem Leben und seid füreinander da, denn das ist Gottes Wille und Auftrag für euch.“

Gottesdienst ist gefragt: Das heißt Respekt und Achtung für den Mitmenschen und Dienst am Nächsten – nicht wir selbst haben Vorrang – und Dienst an Gott im Alltag, nicht nur sonntags.
So können wir wirklich satt werden.

Das ist auch meine Sehnsucht: Die richtigen Prioritäten setzen in diesem Leben; von Gottes Güte her leben und seine Liebe verkünden und weitergeben. Und am Ende meines Lebens so aus diesem Leben gehen, wie es von Abraham berichtet wird: Er starb alt und lebenssatt (1. Mose 25,8).

1. August 2021

Monatsandacht August 2021

Hier können Sie die Andacht von Pfarrer Thoma auch als PDF herunterladen:

Neige, Herr, dein Ohr und höre! Öffne, Herr, deine Augen und sieh her!
2. Kön 19,16

Es ist ein Hilferuf. Wie ein Ertrinkender im Meer ruft König Hiskia inmitten der Wellen der Verzweiflung zu Gott um Hilfe und Rettung. Höre mich doch! Mach deine Augen auf und sieh es dir mit eigenen Augen an! Du musst doch die Not sehen, in der wir uns befinden. Du musst doch unser Schreien hören. Und die Hoffnung in diesem Hilferuf: Wenn Gott es sieht und hört, wird er auch etwas dagegen tun. Er wird zur Hilfe eilen, er wird die Not lindern, er wird dafür sorgen, dass alles in Ordnung kommt.

Ich höre diesen Hilferuf auch heute noch. Ich höre ihn bei den Menschen, die in den letzten Wochen durch die Überflutungen nicht nur Besitz, sondern auch Menschen verloren haben. Ich höre die Klage in ihrem Hilferuf. Hört uns doch! Seht her! Tut etwas! Ich höre ihn von den mehr als 70 Millionen Flüchtlingen weltweit, deren Not keiner mehr wahrnimmt und die trotzdem da sind: Durch Bürgerkriege und Verfolgungen, durch Gewalt und Unterdrückung, durch Hunger und existentielle Not. Ich höre diesen Hilferuf der ganzen Schöpfung Gottes, die seufzt und ächzt und um Hilfe schreit. Immerhin verbrauchen wir seit dem 29. Juli für den Rest des Jahres mehr als uns die Schöpfung geben kann.

Diese Welt schreit vor Hilferufen. Und ich stimme heute mit ein: Mit den Opfern der Überflutungen, mit den Flüchtlingen, die ihre Heimat verloren haben, mit der Schöpfung. Ich stimme mit ein – nicht aus Verzweiflung oder Resignation. Ich stimme mit ein aus Hoffnung und Zuversicht, aus Vertrauen in den Einen, der hilft und der rettet. In den Einen, der trägt und mitgeht, der in den Arm nimmt und tröstet. Aus Vertrauen in das Kreuz, in dem Verzweiflung und Hoffnung einander begegnen. Und die Hoffnung aufersteht. Wie auch bei Hiskia, als Gott ihm antwortet: Ich will diese Stadt beschirmen! Da bekommt das Wort Rettungsschirm eine ganz neue Bedeutung.

Sei gesegnet.

Pfarrer Michael Thoma

1. Juli 2021

Monatsandacht Juli 2021

Hier können Sie die Andacht von Pfarrerin Hanussek auch als PDF herunterladen:

„Er wollte, dass die Menschen nach ihm (Gott) suchen – ob sie ihn vielleicht spüren oder entdecken können. Denn keinem von uns ist er fern.“
(Apostelgeschichte 17,27)

Gott ist nicht fern. Gibt es daran keinen Zweifel?  Nein.
Oder doch?
Wenn ich Schlimmes erleiden oder erdulden muss. Kommt dann nicht der Gedanke, dass ich mich in einer Gottesferne befinde?
Kann es aber sein? Warum sollte sich Gott entfernen?

„Fürchte dich nicht. Ich rufe dich. Bei deinem Namen. Du bist mein.“

Niemals entfernt sich Gott. Es kann aber sein, dass wir Ihn nicht finden, weil wir nicht suchen.
Eine Suche erfordert Energie und Neugier. Eine Suche überführt in Bewegung.
Eine Suche beansprucht viele Sinne.
Gott, mein Gott, spüre ich Dich, wenn ich Dich suche? Ja.
Denn dann bin ich unterwegs. Mein Gesicht ist der Sonne zugewandt oder versinkt in der dunkelsten Erde.
Dort entdecke ich Dich – Gott, mein Gott.
Hildegard von Bingen (1098-1179) hat die Suche nach Gott oder ihre Freude darüber, in Gott zu sein, auch sinnlich erfahren. Ihr Verhältnis zu Ihm war geprägt von Lebenslust, Menschen- und Naturliebe. Einer regelstrotzenden Vernunft wollte sie sich nur bei Verhandlungen mit der Kurie bedienen.
Sie hat gedichtet:
Die Liebe überflutet das All.
Von der Tiefe
bis hoch
zu den Sternen
überflutet die Liebe das All.
Sie ist liebend zugetan allem.
Da dem König, dem Höchsten
sie den Friedenskuß gab.

Gott ist niemals fern. Gibt es daran keinen Zweifel? Nein.
Oder doch?
Es ist schwer, im leidvollen Zustand Gott zu suchen. Denn da fühlen wir uns schwach, kommen nicht von der Stelle, kommen nicht in Bewegung.
Da benötigen wir die Stärke der Anderen. Die uns tragen. Mit uns suchen.
Erst spüren wir sie – dann spüren wir Gott.
Haben Ihn entdeckt.
Dann – überflutet die Liebe das All.
Denn keinem von uns ist Er fern.

Amen.

Pfarrerin Dr. Zuzanna Hanussek

1. Juni 2021

Monatsandacht Juni 2021

Hier können Sie die Andacht von Pfarrer Schröder auch als PDF herunterladen:

In meiner Bibel ist der Satz fett gedruckt. Er ist damit als markanter Satz gekennzeichnet, der auch für sich genommen sinnvoll und des Nachdenkens wert ist. Allerdings sollten wir solche Sätze nie aus dem Zusammenhang reißen. Dann kann es gefährlich werden. Solche Verse taugen nicht als Orakelsprüche oder Glückskekszettel, der Sinn bleibt ihrem Zusammenhang und dem Zusammenhang der ganzen heiligen Schrift untergeordnet. Aber das mal nur so grundsätzlich vorweg.

Es handelt sich nun hier um ein Bekenntnis der Apostel, die man mit Predigt- und Lehrverbot belegt hatte. Ihr Bekenntnis vor der höchsten Ratsversammlung in Jerusalem lautet kurz gefasst:
Wir gehören und gehorchen dem, der Gottes Liebe und Gottes Gnade in Person ist. Und weil diese Gnade allen Menschen gilt, darum können wir davon nicht schweigen. Damit ist der innerste Kern dessen genannt, was Gehorsam gegenüber Gott meint: In Freiheit zu dem gehören zu wollen, der nicht will, dass Menschen verloren gehen in Selbstzerstörung, Lieblosigkeit, Hass, Gewalt, Einsamkeit und Mutlosigkeit. Und darum von diesem liebevollen, starken Gott zu reden und sich davon nicht abbringen zu lassen.
Dass uns das in Konflikte bringen kann, ist klar. Die Geschichte der christlichen Kirche ist voll von Beispielen dafür, dass Menschen mit ihrem Bekenntnis zum Gott der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens auf Gegenwehr gestoßen sind und dabei nicht selten sogar mit ihrem Leben bezahlt haben. Und die Geschichte der Kirche ist auch eine Geschichte zu vieler Versäumnisse, dieses Bekenntnis klar und deutlich auszusprechen – Gott sei’s geklagt. Der Fettdruck hat also seinen guten Sinn.
Der markante Satz will allerdings noch einmal in anderer Hinsicht genau betrachtet werden. Denn das kleine Wort „mehr“, das darin enthalten ist, könnte sonst leicht übersehen werden. Und dann würde der Satz weltfremd, ja geradezu ideologisch. Dass wir uns gehorsam zu Gott bekennen, schließt ja nicht aus, dass es auch Gehorsam gegenüber anderen Menschen gibt. Sicher: Hier hat es viel Missbrauch gegeben durch Zwang, Manipulation und blinden Gehorsam. Und den gibt es immer wieder. Aber es gibt auch einen gesunden Gehorsam, der das Zusammenleben fördert, einen Gehorsam, der Freiheit und Vertrauen atmet: im Erziehungswesen, im Gesundheitswesen, im Arbeitsleben, im Straßenverkehr, im Staatswesen. Niemals aber darf ein solcher Gehorsam mit göttlichen Attributen versehen werden. Da gibt es eine Grenze, die nicht überschritten werden darf – von denjenigen nicht, die Gehorsam fordern, und auch nicht von denen, die Gehorsam leisten. Der Geist Gottes, den wir zu Pfingsten feiern, ist auch ein Geist der Weisheit und der Unterscheidung, genauso wie der Geist der Kraft, die man braucht wenn der Tag kommt wo zu einer weltlichen Anordnung im Namen Gottes NEIN gesagt werden muss. Möge der Herr uns hellsichtig machen, die Wahrheit Gottes zu erkennen und stark genug, für sie aufzustehn.

Einen gesegneten Juni wünscht Ihnen Pastor Schröder

1. Mai 2021

Monatsandacht Mai 2021

Hier können Sie die Andacht von Pfarrer Ullrich auch als PDF herunterladen:

Es gibt Situationen, die machen mich sprachlos, da fehlen mir die Worte. Manchmal kann ich dann nur mit den Menschen, die Leid erfahren, die hilflos Unglück oder Trauer durchleben, in stillem Mitgefühl schweigen und diese Stille gemeinsam mit ihnen aushalten.
Diese Situationen und Momente sind oft schwer zu ertragen, und dennoch kann gerade die gemeinsam ausgehaltene Stille als helfend und stützend empfunden werden.

Und dann gibt es Situationen, in denen Menschen Leid, Unrecht, Überforderung und Hilflosigkeit erfahren und die sie verstummen lassen. Verstummen lassen, weil sie selbst schwach sind, weil ihnen die Fähigkeiten fehlen, für das eigene Recht einzutreten, sich zur Wehr zu setzen, den Anforderungen zu entsprechen, weil sie keine Lobby haben, die sich für sie einsetzt. Diesen Menschen hilft es nicht, wenn wir schweigen. Für diese Menschen wird unser Schweigen zu einer Form der Gleichgültigkeit, Lieblosigkeit und vielleicht auch zur Erfahrung von Unterdrückung.
Hier fordert uns der Monatsspruch auf, das Schweigen zu durchbrechen und unseren Mund für die Stummen zu öffnen, uns für die Schwachen stark zu machen.

In einer Gesellschaft, in der die Lauten und Starken die Bühne beherrschen, gilt es für uns, die Augen und Ohren zu öffnen, damit wir auch die sehen, die leicht übersehen werden und die leisen Töne derer hören, die im Getöse des Alltags übertönt werden und zu verstummen drohen.

Auch in unserer Gemeinde gibt es Menschen, die unsere Stimme brauchen. Vielleicht ist die »Hilfe für Senioren*innen bei der Vergabe von Impfterminen« ein Beispiel, das zeigt, wie wir in unserer Gemeinde ganz praktisch unseren Mund für andere öffnen können. Ich bin mir sicher, dass jede und jeder von uns Menschen im Alltag begegnet, denen wir unsere Stimme geben können. Wenn wir an der richtigen Stelle für sie die Stimme erheben, damit ihnen geholfen werden kann, wird unsere Stimme ihnen selbst zur Hilfe. Da, wo wir Augen und Ohren öffnen, werden sich viele Möglichkeiten und Gelegenheiten ergeben, unseren Mund zu öffnen.

Der Einsatz für die Stummen und Schwachen ist sicher eine Frage des Mitgefühls und gelebter Nächstenliebe, aber eben nicht nur das. Es geht auch um das »Recht aller Schwachen«. Es geht darum, dass wir nicht schweigen, wo Unrecht geschieht, dass wir Menschen zur ihrem Recht verhelfen, wo sie es nicht selbst vermögen. Lassen Sie uns für das Recht der Schwachen eintreten, damit in unserer Gemeinde und Gesellschaft nicht das »Recht des Stärkeren« zum Maßstab wird.

Jesus selbst hat sich gerade auch der Menschen angenommen, die übersehen und überhört wurden, die Schwachen, die keine Lobby hatten. Der Satz Jesu: »Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.« Mt 25,40 fordert uns auf, es ihm gleich zu tun.

Und deshalb gilt: »Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen!« Sprüche 31,8 (E)

Pfarrer Hans-Paul Ullrich

1. April 2021

Monatsandacht April 2021

Hier können Sie die Andacht von Pfarrer Dr. Weyen auch als PDF herunterladen:

Kirchenglocken

Wenn man in Eickel wohnt, dann kann einem einiges nicht verborgen bleiben. Insbesondere das Zimbelglockenspiel, das mittags und am frühen Abend das ein oder andere Kirchenlied aus dem Gesangbuch hörbar macht. Nicht nur, dass eingängige und bekannte Kirchenliedmelodien zu hören sind. Nein, wer die Lieder kennt, kann zumindest die erste Strophe mehr oder minder mitsingen. Was aber ganz sicher dadurch erlebt werden kann, ist, dass man hinhört.

So mancher Glockenklang gehört zu unserem Alltag. Und wenn die Glocken einmal für längere Zeit ausfallen, wie in Wanne-Süd dies öfters an der Zwölf-Apostelkirche gewesen ist, dann merken das die Leute. Es fehlt einfach etwas, das zum alltäglichen Leben unverzichtbar dazugehört. Man kennt das eben und es drückt ein Stück Heimat aus. Denn Kirchenglocken, ob nun die große historische Glocke in Wanne-Süd mit ihrer besonderen Geschichte der Herren Krupp und Mayer, oder das Zimbelspiel in Eickel, die Glocken von der Lutherkirche in Wanne oder in Röhlinghausen, oder auch die der Stephanuskirche. Alle Glocken tragen zu einem Stück Heimat bei. Und wenn dann, wie in Eickel, auch noch Kirchenlieder erklingen, dann kommt ein Verkündigungsaspekt hinzu, der Melodie und möglicherweise auch den Liedtext für eine Zeit des Tages zum Erinnerungsmoment werden lassen. Manches Gemüt hat manchmal Probleme mit Kirchenglocken, aber wer eine Wohnung an Bahngleisen hat, muss wissen, wohin er zieht. Meistens war die Eisenbahn schon vorher da. Und Kirchenglocken sind meist überall schon lange da. Also nichts Neues.

Die Bibel kennt keine Kirchenglocken, die zum Gottesdienst rufen. Man traf sich in der frühen Christenheit eben in Privathäusern, und das war nicht immer ganz ungefährlich. Erst seit dem 4. Jahrhundert wurden die vormals heidnisch-römischen Tempelglocken für die Einladung zum Gottesdienst attraktiv. Just in der Zeit, als das Christentum Staatsreligion im Römischen Reich unter Kaiser Konstantin I als ersten christlichen Herrscher wurde.

In der Geschichte der Kirche haben sich Kirchenglocken entwickelt, um die Menschen zu Gebet und Andacht zu rufen. Also, Kirchenglocken rufen zum Gottesdienst. Sei es in einem Kirchgebäude oder auf der Straße, im Supermarkt, im Auto usw. Andacht und Gebet kann überall geschehen. Das ist eine evangelische Grundauffassung. Aber zum Gottesdienst herbeigerufen zu werden, das können nur Kirchenglocken, wenn sich die Menschen aufmachen, um gemeinsam in einem Kirchgebäude Gottesdienst zu feiern. Und, das darf nicht vergessen werden, Kirchenglocken rufen herbei und stimmen bereits auf den Gottesdienst ein. Darum ist es ein Stück Heimat, wo wir zuhause sind, wenn wir die Glocken hören, die zu unserer Gemeinde gehören.

Vielleicht hören wir in diesem Frühling öfters auf die Glocken in unserer Nachbarschaft. Sie erzählen uns etwas von unserer Kirche, von unserem Zuhause, von den Menschen, die zu uns gehören und letztlich von Gott.

Dr. Frank Weyen, Pfr.

1. April 2021

Podcast zur Karwoche – 01.04.2021 – EG 86

An jedem Tag der Karwoche hören Sie hier einen Podcast zu einem Kirchenlied.
Heute spricht Pfr. Ferdinand Kenning aus dem Bezirk Holsterhausen zum Lied 86 aus dem Evangelischen Gesangbuch.

EG 86 Jesu, meines Lebens Leben

1) Jesu, meines Lebens Leben,
Jesu, meines Todes Tod,
der du dich für mich gegeben
in die tiefste Seelennot,
in das äußerste Verderben,
nur dass ich nicht möchte sterben:
Tausend-, tausendmal sei dir,
liebster Jesu, Dank dafür.

2) Du, ach du hast ausgestanden
Lästerreden, Spott und Hohn,
Speichel, Schläge, Strick und Banden,
du gerechter Gottessohn,
nur mich Armen zu erretten
von des Teufels Sündenketten.
Tausend-, tausendmal sei dir,
liebster Jesu, Dank dafür.

Musik eingespielt von Dr. Siegbert Gatawis aus Holsterhausen

31. März 2021

Podcast zur Karwoche – 31.03.2021 – EG 87

An jedem Tag der Karwoche hören Sie hier einen Podcast zu einem Kirchenlied.
Heute spricht Lukas Ricken aus dem Bezirk Crange zum Lied 87 aus dem Evangelischen Gesangbuch.

EG 87 Du großer Schmerzensmann

3) Dein Kampf ist unser Sieg, dein Tod ist unser Leben;
in deinen Banden ist die Freiheit uns gegeben;
dein Kreuz ist unser Trost, die Wunden unser Heil,
dein Blut das Lösegeld, der armen Sünder Teil.

Musik eingespielt von Dr. Siegbert Gatawis aus Holsterhausen

30. März 2021

Podcast zur Karwoche – 30.03.2021 – EG 85

An jedem Tag der Karwoche hören Sie hier einen Podcast zu einem Kirchenlied.
Heute spricht Pfr. i.R. Kosslers aus dem Bezirk Röhlinghausen zum Lied 85 aus dem Evangelischen Gesangbuch.

EG 85 O Haupt voll Blut und Wunden

1) O Haupt voll Blut und Wunden,
Voll Schmerz und voller Hohn,
O Haupt, zum Spott gebunden
Mit einer Dornenkron’,
O Haupt, sonst schön gezieret
Mit höchster Ehr’ und Zier,
Jetzt aber hoch schimpfieret:
Gegrüßet sei’st du mir!

2) Du edles Angesichte,
Davor sonst schrickt und scheut
Das große Weltgewichte,
Wie bist du so bespeit!
Wie bist du so erbleichet!
Wer hat dein Augenlicht,
Dem sonst kein Licht nicht gleichet,
So schändlich zugericht’t?

3) Die Farbe deiner Wangen,
Der roten Lippen Pracht
Ist hin und ganz vergangen;
Des blassen Todes Macht
Hat alles hingenommen,
Hat alles hingerafft,
Und daher bist du kommen
Von deines Leibes Kraft.

Musik eingespielt von Dr. Siegbert Gatawis aus Holsterhausen

29. März 2021

Podcast zur Karwoche – 29.03.2021 – EG 81

An jedem Tag der Karwoche hören Sie hier einen Podcast zu einem Kirchenlied.
Heute spricht Pfr. Schröder aus dem Bezirk Eickel zum Lied 81 aus dem Evangelischen Gesangbuch.

EG 81 Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen

1) Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen,
dass man ein solch scharf Urteil hat gesprochen?
Was ist die Schuld, in was für Missetaten
bist du geraten?

3) Was ist doch wohl die Ursach solcher Plagen?
Ach, meine Sünden haben dich geschlagen;
ich, mein Herr Jesu, habe dies verschuldet,
was du erduldet.

4)Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe!
Der gute Hirte leidet für die Schafe.
Die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte,
für seine Knechte.

Musik eingespielt von Dr. Siegbert Gatawis aus Holsterhausen

25. März 2021

6. Passionsandacht

Barbara Hagedoorn führt uns mit Worten und Gebeten durch die letzte Passionsandacht. Musikalisch unterstützt durch Sina Ulrich erzählt sie von den letzten Stunden Jesu Christi.

18. März 2021

5. Passionsandacht 2021

Pfarrer Hans-Paul Ullrich begleitet uns mit seinen Gedanken und Gebet durch die fünfte Passionsandacht. Musikalisch wird er auch dieses mal wieder von Sina Ulrich am Klavier begleitet.

10. März 2021

4. Passionsandacht 2021

Hier begleiten uns Annette Zoltberger-Hüppen (Text) und Sina Ulrich (Klavier) durch die vierte Passionsandacht, auch hier wieder in Anlehnung an Misereor. Die Bilder wollen uns zum Nachdenken über den schweren Weg Jesu anregen.

4. März 2021

3. Passionsandacht 2021

In der dritten Passionsandacht begleitet uns Sina Ulrich (Klavier) zusammen mit Pfarrer Hans-Paul Ullrich (Texte) weiter durch die Passion Jesu, auch hier wieder angelehnt an Misereor aus 2020.

1. März 2021

Monatsandacht März 2021

Hier können Sie die Andacht von Pfarrer Kenning auch als PDF herunterladen:

Die Losung für den Monat März lautet:
Jesus antwortete:
Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.
(Lk 19,40)

Die Monatslosung ist ein Auszug aus dem schönen Text, den wir oft zu Palmsonntag in der Kirche hören: Jesu Einzug in Jerusalem. Auf einem Esel reitet unser Herr nach Jerusalem ein und erfüllt damit eine Vorhersage des Propheten Sacharja:
„Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze!
Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer,
arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“ (9,9).

Seine Jünger und das Volk, das umhersteht, erkennen das als Zeichen, dass Jesus sich als Messias zu erkennen gibt. Sie fangen an zu feiern, zu jubeln und Gott zu loben. Das geht den Pharisäern zu weit. Als Gegner Jesu bezweifeln sie, dass Jesus der Messias ist. Mehr noch: Sie fordern Jesus auf, die jubelnde Menge und besonders seine Jünger zum Schweigen zu bringen.
Nichts liegt Jesus ferner als Lobgesang zum Verstummen zu bringen, um Worte des Holsterhauser Pfarrers Ludwig Steil aufzunehmen. Darum sagt er den Gegnern des Lobgesanges den Satz: „Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.“
Ein starker Satz. Der Lobpreis bahnt sich seinen Weg, so oder so. Das ist eine Feststellung. Es liegt also nicht an einem Jünger, oder an zweien, oder daran, dass die Gruppe eine gute Dynamik haben muss, damit Lobpreis erklingen kann. Solange es die Erde gibt, wird von ihr her zu Gott im Himmel gerufen. Neben dieser Feststellung ist Jesu Satz auch eine Warnung, die an die Pharisäer geht. Wenn der Messias vom Volk, den Pharisäern und Priestern abgelehnt wird, und die Jünger sich verstecken und ihnen nicht mehr nach Lobgesang zu Mute ist, dann werden die Steine zum Himmel schreien. So sagt Jesus die himmelschreiende Ungerechtigkeit voraus, dass unser Messias wegen eines Verbrechens bestraft wird, das er nicht nur nicht begangen hat, sondern für dessen Gegenteil er steht. Umgebracht und schuldig gesprochen wurde der, dem wir Lobpreislieder singen und anbeten, wegen Gotteslästerung. Ja, mehr noch: Er, der keine Vergebung erfahren hat, bietet Vergebung an, damit jeder Mensch dieser Erde seinen Frieden mit Gott macht und ihre oder seine Stimme zum Lob Gottes hinzukommt.
Gott loben zu dürfen ist, so widersprüchlich das auch klingen mag, ein Privileg, zu dem jeder Mensch berufen ist. Und so stellt sich dir die Frage: Hast du heute schon Gott gelobt?

Pfarrer Ferdinand Kenning

24. Februar 2021

2. Passionsandacht 2021

Wie schon in der 1. Passionsandacht begleiten uns Eva Landwehr und Bernd Orthmann durch diese 2. Andacht. Auch diese Andacht ist wieder an die Misereor-Reihe des Vorjahres angelehnt.

19. Februar 2021

1. Passionsandacht 2021

Die Weihnachtszeit ist nun vorbei und wir bewegen uns langsam auf Ostern zu. Da wir momentan immer noch nicht in der Kirche zusammen kommen können, gibt es für Euch hier die erste Passionsandacht des Bezirks Wanne.

Ein paar Gedanken und Bilder zum Leidensweg Jesu anhand des Kreuzweges für Erwachsene aus der letztjährigen Misereor-Fastenaktion sollen Euch in die diesjährige Passion einführen.

Eva Landwehr (Klavier) und Bernd Orthmann (Sprecher) begleiten uns hier durch die erste Passionsandacht in diesem Jahr.

12. Februar 2021

Andacht im Februar

Da viele unserer älteren Gemeindeglieder keine Möglichkeit haben, die Andacht über das Internet zu sehen, wurde eine Telefonnummer geschaltet, unter der Ihr die Andacht anhören könnt. Die Telefonnummer ist

02325 - 55 99 7 88.

Gebt diese Telefonnummer bitte an Menschen, die Ihr kennt, weiter.

1. Februar 2021

Monatsandacht Februar 2021

Hier können Sie die Andacht von Pfarrer Kosslers auch als PDF herunterladen:

Freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind! (Lukas 10,20)

Liebe Leserinnen und Leser!

Das erste Wort unseres Monatsspruches ist eine Aufforderung zur Freude! Schaut man genauer hin, erkennt man, dass diese Freude einen Grund hat. Und dieser Grund zur Freude ist letztgültig und unüberbietbar. Eure Namen sind im Himmel geschrieben! Die Verankerung unserer Freude könnte fester und stabiler nicht sein. Vielleicht fällt manchem das schöne Wort aus dem Buch Jesaja ein: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (Jesaja 43,1), oder das Wort Jesu aus dem Johannesevangelium von den Schafen, die seine Stimme hören, die er kennt, die ihm folgen und die niemand aus seiner Hand reißen wird (Johannes 10,27). „Freuet euch in dem Herrn allezeit …!“ (Philipper 4,4) ruft der Apostel Paulus der Gemeinde in Philippi zu. Glaube und Freude lassen sich nicht voneinander trennen.

Auch wenn wir in ziemlich schwierigen Zeiten leben, auch wenn es uns schlecht geht, wenn wir traurig sind oder über unserer Schuld verzweifeln möchten, da ist eine Freude, die uns förmlich sucht. Es ist die Freude dessen, der gekommen ist zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. „Jesus bleibet meine Freude“ heißt es in einer wunderschönen Bachkantate. Freude auch dann, wenn einem das Herz bricht.

Unser Monatsspruch aus dem Lukasevangelium richtet sich ja nicht an Menschen, die herrlich und in Freuden leben, sondern an solche, die Jesus in die Welt geschickt hat wie Schafe unter die Wölfe, wehrlos, arglos, einfältig im guten Sinne des Wortes und in eben diesem guten Sinn des Wortes durchaus auch weltfremd. Diese von Jesus befreiten und in die Welt geschickten Leute machen die Erfahrung, dass sie selber befreiend reden und handeln können und auch Leid ertragen können. Die Dämonen sind ihnen untertan. Darüber freuen sie sich. Warum auch nicht! Doch nicht das soll der Grund ihrer und unserer Freude sein, dass sie dieses oder jenes können, sondern, dass ihre Namen im Himmel geschrieben sind.

Es kennt der Herr die Seinen und hat sie stets gekannt
die Großen und die Kleinen in jedem Volk und Land;
er lässt sie nicht verderben, er führt sie aus und ein,
im Leben und im Sterben sind sie und bleiben sein.
(Philipp Spitta 1843 / eg 358)

Bleiben Sie gut behütet

Ihr Ekkehard Kosslers

1. Januar 2021

Monatsandacht Januar 2021

Hier können Sie die Andacht von Pfarrer Mattner auch als PDF herunterladen:

„Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist!“– Jesus
– Lukasevangelium 6,36

„Der andere Lebensstil“

Liebe Leserin, lieber Leser,
ein altes Sprichwort lautet: Wie du mir, so ich dir. Es deutet auf ein Verhalten hin, das Gleiches mit Gleichem vergelten will. In vielen Lebensbezügen läuft es genauso ab. Was du mir antust, bleibt nicht ungestraft, hat seine Konsequenzen. Du wirst schon sehen. In Familien können wir es erleben, am Arbeitsplatz, auf den Straßen und in den Schulen. Manche Personen des öffentlichen Lebens machen es uns vor, zeigen wie das geht, es dem anderen heimzahlen. Und das hat Folgen für das eigene Verhalten, dann darf man das doch auch. Oder? –

Ganz anders die Überschrift für das neue Jahr. Verstehen können wir das Leitwort für 2021 nur von hinten. Mit ‚Vater‘ ist Gott selbst gemeint und Er wird mit ‚barmherzig‘ beschrieben. In unserem Sprachgebrauch kommt das Wort kaum noch vor. Gemeint ist: dem anderen mit weitem Herzen und Geduld, mit Vergebungsbereitschaft, offenen Armen und helfenden Händen begegnen.
Wenn wir mit dieser Beschreibung das Handeln Gottes verbinden, dann erleben wir, dass Gott in seinem Wesen die reine Barmherzigkeit ist. Erkennen können wir es besonders am Verhalten Jesu gegenüber den Menschen: bei den Blinden bleibt er stehen, den Ausgegrenzten schenkt er Nähe, den Schuldigen legt er seine Liebe ins Herz, den – auch an Gott – Verzweifelten öffnet er seine Arme, schon an der Krippe bis zum Kreuz. So ist Barmherzigkeit lebendig und wirksam.

Geht das eigentlich auch heute, durch uns Menschen? Da erlebe ich Menschen, die sich ganz der Aufgabe hingeben, für die Alten und Schwachen da zu sein. Sie besuchen sie zurzeit auf Abstand, sprechen mit ihnen, kaufen für sie ein. Alles ohne eine Gegenleistung und ohne persönliche Genugtuung. Da begeben sich Menschen auf die Straßen und bleiben bei den Obdachlosen – Kindern und Erwachsenen – stehen, geben ihnen zu essen und schenken ihnen Zeit. Da berichten manche Pflegekräfte von ihrer Kraftlosigkeit und dem Schmerz im Angesicht der Sorge um das Leben auf den (Intensiv-)Stationen. Aber sie wollen durchhalten, um der Menschen Willen. Da basteln Kinder für Einsame Herzen oder Engel, damit sie spüren, nicht übersehen zu werden.
Das sind nur wenige Beispiele, vielleicht auch aus Ihrer Nachbarschaft. Und fragt man die Menschen dann: „Warum tust du das?“, kommt nicht gleich die Antwort: „Ich bin Christ.“ Aber wir können an ihren Augen erkennen, dass ihre Hände und Arme aus einem weiten Herzen gespeist werden.
Wenn wir doch wissen, dass wir geliebt sind, so wie wir sind, mit all unseren Fehlern und Macken, sollte uns da nicht das Herz aufgehen? Jeder und jedem?'
Wenn wir doch wissen, dass Gott uns liebt, dass er nicht anders kann, als uns mit seinen ausgebreiteten Armen zu begegnen, sollte es uns nicht bewegen – auf andere zu?
Wir können sicher sein: Auch in diesem Jahr brauchen wir die liebende Zuwendung eines anderen. Gottes Liebe gilt jedem Menschen, doch sie ist kein Privatbesitz. Vielmehr ist sie das Einzige, das sich vermehrt, wenn wir sie (aus-)teilen.
Nicht ‚Auge um Auge‘, sondern B-Arm-Herz-igkeit ist das Lebenskonzept der Zeit – aller Zeiten.

Herzliche Grüße und
ein bewahrtes neues Jahr

Pfarrer Günter Mattner

16. Dezember 2020

Mittwochsandacht vom 16.12.2020

Hier können Sie die Andacht von Pfarrerin Hanussek auch als PDF herunterladen:

Gott, höre mein Klagen.
Höre meinen Protest.
Es soll Friede sein. Doch höre ich die Stimmen der Gequälten und Verwundeten und Verlassenen und Kranken.
Gott lindere! Lindere!

Und ich?
Ich sammle mich. Ich rüste mich zu.
Für Dich, Gott.
Für Dich.

In der Stunde des Bekenntnisses wirst Du bei mir sein.
Und es kommen die Hasser.
Es kommen die Ausgrenzer.
Es kommen die bigotten Schwätzer.

Da werde ich Dich brauchen.
Ich glaube daran, dass Du mich in den bittersten Stunden nicht verlässt.
Du begleitest mich.
Du läuterst mich.
Gibst meinen Gedanken Wendungen.
Du beendest mein Zaudern, meine Blindheit und Taubheit.

Und ich rufe Deinen Namen – laut.
Und vor allen.
Ich schaffe es ohne Scham.
Denn ich esse Dein Brot,
und ich trinke Deinen Wein.
Und diese Tage – jetzt, kommen zu mir mit großer Verheißung.
Und es kommen Deine vier Boten mitsamt den sieben heiligen Zeichen.

Ich bin bereit, Gott – für Dich.
Und wenn ich zerbreche zur Unzeit, so bin ich nicht allein.
Dein Engel.
Ein Engel meines Gottes ist es, der dann bestürzt seine Hände ausstreckt.
Und klagt. Und ruft.
Lindere, Gott.
Lindere. Amen.

Pfarrerin Zuzanna Hanussek

9. Dezember 2020

Mittwochsandacht vom 09.12.2020

Hier können Sie die Andacht von Pfarrer Thoma auch als PDF herunterladen:

Liebe Gemeinde,

„sobald ich da oben auf dem Balken sitze, bin ich im Tunnel,“ sagte ein Skispringer einmal auf die Frage, wie es ihm geht, wenn er vom Sprungturm aus die Zuschauermassen sieht. „Dann bin ich im Tunnel“ höre ich aber derzeit auch in Gesprächen mit Menschen, die keine Profi-Sportler sind, sondern in diesen Zeiten versuchen, mit all den Widrigkeiten von Pandemie und alltäglichem Wahnsinn fertig zu werden. Die einen vor Überforderung des Leistbaren (z.B. in Familien), die anderen vor Einsamkeit (z.B. bei Senioren). ‚Irgendwie durchhalten‘ durch den Winter, um am Ende des Tunnels wieder ‚normal‘ leben zu können.

In diesen Moment des ‚Tunnels‘ schlägt dieser Satz Gottes, der Monatsspruch für Dezember, ein wie ein Blitz, der mich aufschrecken lässt. Sollte ich gerade nicht lieber ein wohlig-warmes Weihnachtswort hören, das mir Mut macht? Warum ein Auftrag, mich um den anderen zu kümmern; habe ich nicht genug mit mir selbst zu tun?

Es geht nicht um ein zusätzliches Du musst noch! Im Gegenteil: Es geht um ein alternatives Es gibt noch…! Der Vers hebt meinen Blick aus meinem Tunnel hin in die Weite. Er wendet meinen Blick von mir weg hin zum anderen. Das mag vielleicht absurd klingen, aber indem ich den anderen wahrnehme, nehme ich mich anders war, weil der Blickwechsel mich und meinen ‚Tunnel-Blick‘ verändert: Ich werde gezwungen, aus meinem Tunnel auszubrechen und die Weite zu sehen; das zu sehen, was auch Relevanz hat; zu sehen, dass es noch andere Wichtigkeiten gibt.

Der Blick zum anderen verändert den anderen in seiner Not – und er verändert mich. Ich werde beginnen, die Wichtigkeiten des anderen und meine miteinander ins Verhältnis zu setzen und zu sortieren. Was ist jetzt gerade wichtig – für mich und für den Anderen? Dieser Blick in die Weite wird mich neben den wirklichen Wichtigkeiten in meinem Tunnel auch manche sehen lassen, die nur scheinbar wichtig sind. Um dafür Manches in der Weite zu erblicken, was jetzt seine Zeit hat. Lassen und ‚gelassen werden‘: Was schwer wiegt, wird dann nicht mehr so schwer sein, weil ich es jemand anders leichter mache oder weil jemand anders es mir leichter macht. Im Miteinander ist die Last des Einzelnen nicht mehr so lästig (Gal 6,2).

Letztlich hat Gott an Weihnachten nichts Anderes getan: Gott hat sich nicht an das festgeklammert, was ‚Recht‘ wäre, sondern hat seinen Blick auf uns gelenkt, sich überwunden herabzusteigen, um bei den Menschen zu wohnen (Joh 1,14), damit alles ‚rechtens‘ wird: Dass sich die Gerechtigkeit in Jesus erfüllt (Mt 5,17), damit Glaube, Hoffnung und Liebe bleiben (1. Kor 13,13)!

Und genau das bleibt – wenn ich mich von Gott aus meinem Tunnelblick herausführen lasse: Für andere und für mich selbst. 

Pfarrer Michael Thoma

2. Dezember 2020

Mittwochsandacht vom 02.12.2020

Hier können Sie die Andacht von Pfarrer Schröder auch als PDF herunterladen:

"Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht" (Lk 21,28)

Liebe Leser, lassen Sie mich zu diesem Bibelvers am 2. Advent drei kurze Gedanken versuchen:

1. DER GEBEUGTE GANG
In dieser Jahreszeit, zu Herbst und Winter, geht man schon als Schutz vor der Witterung oft mit dem Kopf nach unten, damit das Gesicht vor Schnee oder kalten Wind geschützt ist. Man kann es auch im übertragenen Sinn sehen: im Herbst des Lebens geht der Mensch gebeugter.
Da sind im persönlichen Bereich Dinge passiert, die unsere Körperhaltung, vielleicht ganz unmerklich, verändert haben.
Oft ist es so: Der junge Mensch am Anfang seines Lebenslaufes ist optimistisch, denkt hoch von seinen eigenen Möglichkeiten, ist vielleicht auf eine nette Art ein bisschen frech, lustig, hat den Kopf grade auf den Schultern und blickt keck nach vorne. Dreißig Jahre später hat sich das etwas geändert, man ist vorsichtiger, hat ein paar Rückschläge in den Kleidern stecken oder in der Seele.
Aber auch die globale Perspektive verändert unsere Haltung: Wir sehen unerträgliche Bilder aus dieser verkehrten Welt. Wir hören ungeheuerliche Informationen über menschliche Lebensumstände. Und hören von der Gleichgültigkeit, Fahrlässigkeit, ja dem bewussten Berechnen und Planen solcher Umstände bei einzelnen Verantwortlichen.

2. DER ERHOBENE BLICK
"Seht auf" – wird uns aber nun gesagt. Ein neues Ziel wird uns gezeigt, ein anderer Blickpunkt. In der Malerei oder in der Fotografie gibt es den Begriff des Fluchtpunktes im Bild. Die Linien laufen perspektivisch darauf zu und die Geometrie, der Bildaufbau richten sich danach. In Bildbearbeitungsprogrammen kann man sogar diesen Fluchtpunkt verschieben – und es verändern sich die Linien im Bild, aus einer fallenden Linie kann eine steigende werden.
   Oder ein anderes Beispiel:
Wenn man im Geröllfeld oder im Dickicht, im unübersichtlichen Gelände eine Wanderung macht, ist es ein großer Vorteil, wenn man einen Zielpunkt sehen kann.
Die Schwierigkeiten vor meinen Füßen kann ich meistern, wenn ich darauf sehe. Deshalb der letzte Gedanke:

3. DER KOMMENDE HERR
ER kommt, ER ist nah – das ist die Begründung, weshalb wir den Blick erheben können. "Erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht". Der Erlöser kommt und bringt die Erlösung. Das ist ein starkes Wort. Denn Erlösung – das kann ich nicht selbst.
In der Umgangssprache gibt es die Redewendung: 'Da war ich aber erlöst' – wenn ein erhebliches Problem bestanden hat, das ich alleine nicht beheben konnte. Wenn mir jemand dann hilft, sage ich: Da bin ich erlöst  worden. Das ist passiv.
Und so verhält es sich auch bei unserem Wochenspruch.
Erlösung heißt: Ich kann meine Last ablegen, sie unter die Krippe von Bethlehem legen, sie unter das Kreuz von Golgatha legen. Bethlehem und Golgatha sind die beiden Eckpunkte im Leben des Mannes JESUS Christus, der auf diese Welt kam uns mit GOTT zu versöhnen. Dessen Liebe zu uns so groß ist, dass er etwas unternehmen musste, damit wir unter den Lasten nicht zusammen brechen. Erlösung heißt, von den Lasten abgelöst zu werden. Ein Anderer nimmt sie.

Aber was ist unsere Last, die uns beugt?
Last ist das, was andere mir zumuten, auflegen, womit sie mich überfordern.
Last ist manchmal auch, was ich selbst mir auflege, weil meine Ansprüche zu hoch und meine Motive zu eitel sind. Last hat aber auch mit meiner Schuld was zu tun.
Ich bin unter den Menschen mit dem gebeugten Gang nicht nur Gebeugter, sondern selbst einer, der Mitschuld hat, dass Andere den Kopf senken mussten. Bin nicht nur Opfer, sondern durchaus auch Täter.

Aber nun brauchen wir nicht mehr auf diese Lasten blicken. Wir dürfen nach vorne schauen auf den Erlöser, der uns entgegen kommt. Dessen Geburt wir erwarten in der Adventszeit. Und den Blick heben. Aus der fallenden kann eine steigende Linie werden. Vom gebeugten Gang können wir zum erhobenen Blick kommen. Wegen des kommenden Herrn.

Ich wünsche Ihnen mit dieser Perspektive einen gesegneten Advent,

Pfarrer Frank Schröder

25. November 2020

Mittwochsandacht vom 25.11.2020

Hier können Sie die Andacht von Pfarrer Kenning auch als PDF herunterladen:

Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen! 
(Lk 12,35)

Liebe Gemeinde,

wer kennt ihn nicht, den wohl berühmtesten Satz des verstorbenen Modedesigners Karl Lagerfeld:
„Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren!“

Der Satz hat bei vielen Menschen für Erheiterung gesorgt, gerade bei denen, die gerne mal einen freien Tag auf der Couch verbringen, und natürlich bei denen, die eine Jogginghose anziehen, sobald sie nach Hause kommen, um sich zu entspannen. Und so hätte man ihm zu Lebzeiten gerne die Frage gestellt:
Herr Lagerfeld, kann denn eine Jogginghose Sünde sein?“

Was ich mich schon oft gefragt habe ist, warum es gerade diese Aussage von Karl Lagerfeld war, die so einen großen Bekanntheitsgrad erreicht hat.
Vielleicht weil sie so wunderschön oberflächlich ist und eben kein differenziertes Urteil, und damit hat sie einfach einen hohen Unterhaltungswert. Im Gegensatz dazu wirken differenzierte Urteile, so genau sie auch sein mögen, oft bloß ermüdend.
Hinzu kommt, dass sie ein klares Menschenbild erkennen lässt, weil sie so ganz selbstverständlich davon ausgeht, dass man volle Kontrolle über sein Leben haben könnte, ja sie sogar haben sollte und, dass das etwas Wünschenswertes sei.

Und dann denke ich, dass der Satz so bekannt wurde, weil er trotz allem Schmunzeln, mit dem man ihn zitiert, viele Menschen zum Nachdenken darüber gebracht, ob sie bereit sind eigenverantwortlich Entscheidungen zu treffen und die auch bis zum Ende zu verfolgen. Wer dazu nicht bereit ist, der lässt zu, dass andere Menschen oder die Umstände das eigene Leben bestimmen. Und dafür steht der Mensch, der mit einer Jogginghose auf der Couch liegt. Bei ihm oder ihr sieht es nicht so aus, als wäre er oder sie bereit (für was auch immer), noch sieht es so aus als würde der Mensch in der Jogginghose gerade eine Entscheidung in die Tat umsetzen.

Jesu Satz geht in eine ähnliche Richtung: „Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen!“ Man soll einen Gürtel um das Gewand tragen, damit man bereit ist zügig zu gehen, denn sonst würde das Gewand mit jedem Schritt wallen. Dann soll man das Licht an haben, denn in der Dunkelheit würde man ja schlafen, statt zu arbeiten. So sind die Vorbereitungen getroffen, und man muss nicht erst noch Licht anmachen, aufstehen und sich anziehen um loszulegen. Bereit zu sein Jesus zu folgen ist eine Entscheidung, die man nicht nur einmal, sondern immer wieder treffen muss. Letztlich stellt sich die Frage, wofür Gott uns heute vorbeireitet sehen will – jeden Tag aufs Neue. Die Verheißung dafür, bereit zu sein Jesus zu folgen ist groß, denn:

 „Selig sind die Knechte, die der Herr, wenn  er kommt wachend findet. Wahrlich ich sage euch: Er wird sich schürzen und wird sie zu Tisch bitten und kommen und ihnen dienen.“
(Lk 12,37
)

Pfarrer Ferdinand Kenning

18. November 2020

Mittwochsandacht vom 18.11.2020

Hier können Sie die Andacht von Pfarrerin Hanussek auch als PDF herunterladen:

Ich habe gesündigt, Gott.
Habe mich abgewandt von Dir – in meinen Gedanken und Taten.
Mich reut es sehr, Gott.
Ich will Buße tun.
Was kann ich tun?
Ich will beten, so wie Du es uns gelehrt hast.

Das Gebet schließt mich auf für die Buße.
Ich will beten, Gott.
Aber dann, dann kommen Zweifel.

Gott, mein Gott, ich kann nicht beten, denn ich habe so viele Gebete gehört,
die nur Worte waren,
und sie machten mein Herz krank von Traurigkeit.

Und doch, und doch, will ich es jetzt versuchen.
Ich will jedem Geschöpf, das mich braucht,
meine Liebe zeigen.
Und nach Wahrheit und Gerechtigkeit streben.
Das ist mein Gebet.

Von dort komme ich zur Buße.
Gott, gib mir die Kraft und die Phantasie, büßen zu können.

Denn ich will nicht fern sein von Dir, mein Gott.
Gib mir die Kraft.
Gib mir die Phantasie.

Ich will nicht fern sein – von Dir! Amen.

(Gedanken zum Buß- und Bettag / nach Nelli Sachs)

von Pfarrerin Zuzanna Hanussek

11. November 2020

Mittwochsandacht vom 11.11.2020

Hier können Sie die Andacht von Pfarrer Weyen auch als PDF herunterladen:

Wir dürfen Gottesdienst feiern!

Heute hätte es wieder Helau und Alaaf geheißen. Reime, Scherze, Reden, Musik und Schunkelei hätte sich am Beginn der fünften Jahreszeit im Rheinland wieder die Hand gereicht. Einen Westfalen, der zudem evangelisch ist und nicht aus dem Münsterland stammt, lässt es zugegeben eigentlich kalt, wenn in diesem Jahr die heiße Feierlaune im Rheinland am 11.11. nicht ausbrechen darf. Weder in Köln, Düsseldorf, Mainz oder auch nicht in Münster. Aber, das muss auch ich als nüchterner Protestant zugeben, irgendetwas fehlt da doch an diesem Tag. Es gehört eben dazu, dass im November noch einmal ein Fass aufgemacht wird, dass zu Beginn der Vorbereitungszeit auf Ostern, in der Passions- und Bußzeit, dann nach den „Tollen Tagen“ für einige Monate wieder geschlossen wird. Feiern ist in diesem Jahr leider durch die gefährliche Corona-Infektionslage nicht angesagt. Das verstehen auch die Jecken unter uns Protestanten und Protestantinnen.

Feste und Feiern gehören wie selbstverständlich zu unserem Leben und zu unserer evangelischen Kirche hinzu. Nicht nur das Abendmahl ist ein echtes Fest, sondern jeder Gottesdienst, den wir, wie es so schön heißt, miteinander feiern. In diesem Verständnis von evangelischem Gottesdienst wird schon deutlich, dass wir nichts zelebrieren, verwandeln, ‚hocus-pocus-Fidibus‘ betreiben, sondern, dass jeder Gottesdienst, den wir als evangelische Christinnen und Christen mindestens einmal pro Woche feiern, ein Geschenk Gottes an uns ist.

„…nichts hab ich zu bringen, alles Herr bist Du“, heißt es in dem Kirchenlied ‚Stern auf den ich schaue‘ aus dem Gesangbuch (eg 407). Darin wird deutlich, dass wir im Angesicht des Reformationsfestes auch am Tag des geplanten und abgesagten ‚Ausbruch des Karnevals‘ daran festhalten können, dass der Gottesdienst, wie wir diesen traditionell und liturgisch richtig in unseren Kirchen feiern, nichts ist, über das wir nach unserem eigenen Geschmack und einem möglichen Unterhaltungswert selbst verfügen können. Sondern wir stellen uns mit jedem Gottesdienst in die große Tradition von rund 800 Mio Menschen auf unserem Erdenrund, die gemeinsam an jedem Sonntag sich mit einem Gottesdienst von Gott beschenken lassen. Sei es mit Musik, mit Gebeten, der Predigt oder einem neuen Gedanken, den ich in der Entspannung des Gottesdienstes habe neu fassen können, und der mich durch meine kommende Woche trägt. Das ist das große Geschenk Gottes an uns: Frei und ohne Furcht Gottesdienst feiern zu können, in jede Kirche gehen zu können, um mich von Gott reich beschenken zu lassen. Wer sich dabei darin verbeißt, dass einem Predigt, Lieder oder andere Dinge nicht gefallen, der oder diejenige verpasst möglicherweise das Geschenk, dass Gott dir oder mir im Gottesdienst machen will.

Darum: Wir haben wirklich nichts zu bringen, was Gott uns nicht schon geschenkt hätte. Mit unseren Leben, mit unserer Taufe, mit jedem Tag, den wir erleben dürfen, und auch mit jedem Gottesdienst aus Gottes Hand. Alaaf und Helau fallen dieses Jahr aus. Gott sei Dank, wir dürfen noch Gottesdienste feiern. Denn:“…alles Herr bist Du!“

Pfarrer Dr. Frank Weyen

4. November 2020

Mittwochsandacht vom 04.11.2020

Hier können Sie die Andacht von Pfarrer Mattner auch als PDF herunterladen:

 „Tränen lügen nicht“

„Männer weinen nicht“, sagte man früher. Warum eigentlich nicht? Weinen ist doch ein deutlicher Ausdruck innerer Gefühle, bei jedem Menschen. Gefühle bestimmen das Leben. Warum soll „man“ das nicht zeigen dürfen? Lachen ist doch auch erlaubt? Und Weinen gehört auch zu unseren Lebensäußerungen?

Als der Prophet Jeremia seinen Brief aus Jerusalem an die Gefangenen in Babylon richtet, liegen schon viele Jahre fern der Heimat hinter ihnen. Es war im 6. Jahrhundert vor Christus. In der Deportation mussten sie sich der babylonischen Macht fügen, und ihr Glaube an den einen Gott, der sie einst erwählt hatte, schwand. Nun aber lässt Gott verkünden: Ich habe euch nicht vergessen, ich habe meine Liebe zu euch nicht aufgegeben. Ich werde euch retten. – So kam es dann auch.

Diese Botschaft gilt auch heute – uns. Viele Menschen leben in einem inneren und/oder äußeren Korsett, eingezwängt in den Druck und die Bedingungen des Alltags. Wenn Leistung gefordert wird, das Miteinander in der Familie und am Arbeitsplatz an den Nerven zehrt, die Kinder oder Eltern dem Leben oder den Aufgaben nicht gewachsen sind, dann beginnt nicht nur Lebensqualität zu zerbrechen, sondern auch die Seele Schaden zu nehmen. Wie oft hören wir Menschen sagen: Ich kann nicht mehr, ich könnte nur noch heulen. Das trifft nicht nur dieses Jahr zu, inmitten einer weltweiten Krise, in der sich jede*r wie in einem Käfig fühlt und sich nach Befreiung sehnt.

Doch das Wort Gottes schenkt Zuversicht. Übersetzen könnte man es so:

„Ich, dein Gott, habe dich nicht vergessen. Ich sehe deine Tränen – die versteckten und die sichtbaren. Dein Leben ist aus den Fugen geraten. Doch es wird die Zeit kommen, die wieder Ruhe und Freiheit heißen wird. Bis dahin habe Geduld. Ich bin bei dir und will dich begleiten – durch diese Zeit hindurch. Ja, ich bin dein Trost und dein Halt. Vertraue dich mir an.“

Ich wünsche uns allen, dass wir uns so an Gottes Hand wissen und er seine Zusage auch für uns erfüllt.

Pfarrer Günter Mattner

28. Oktober 2020

Mittwochsandacht vom 28.10.2020

Hier können Sie die Andacht von Pfarrer Mattner auch als PDF herunterladen:

„abgesagt und verschoben“

In den letzten Wochen und Monaten sind zahlreiche Termine und Veranstaltungen abgesagt und verschoben worden: die Olympischen Spiele, Sitzungen, Konzerte, private Feiern, Trauungen. Alles ist bis auf das Kleinste geplant, vorbereitet und verabredet worden. Bis zuletzt wurde gehofft und nachgefragt, ob es nicht doch irgendwie geht. Dann hieß es: absagen und verschieben – bis, ja, bis es wieder geht.

Im privaten Bereich haben sich besonders Brautpaare auf den schönsten Tag im Leben gefreut. Die Gäste waren geladen, das Essen verabredet und auch die Traugottesdienste mit viel Freude besprochen. Auch hier hieß es oft: verschoben! Ein Ende dieser Verschiebungen ist nicht in Sicht. Wann es dann wird, weiß so wirklich keiner. Und viele sagen: Wir hoffen, dass es bald möglich wird. Wir müssen Geduld haben!

Die Christen im ersten Jahrhundert lebten auch auf ein großes Ereignis hin. Ihnen war gesagt: Der Tag des Herrn wird kommen! Damit verbanden sie schon bald die Wiederkehr Jesu, die Befreiung von aller Tyrannei und Unterdrückung, ein Ende aller Sorgen und Schrecken, von Leid und Krankheit. Doch dieser Tag der Freiheit und Freude blieb aus und – wenn wir richtig formulieren – steht immer noch aus.

Wie gehen wir eigentlich mit solchen Einbrüchen in unserem Planen und Wollen um? Eine häufige Reaktion ist, sich zurückzuziehen und betrübt durch die Zeit gehen. Manch einer lässt den Kopf hängen gibt sich auf oder lebt nach der Devise: Alles Mist! Dadurch wird der Tag zu einer Herausforderung, der Alltag zur Belastung.

Andere werfen sich in die Arbeit, füllen den Tag mit Aufgaben und Ablenkungen, damit nur nicht an das verschobene Ereignis der Freude gedacht wird. Die Folge sind oft Erschöpfung und Niedergeschlagenheit, weil sich negative Erfahrungen nicht einfach verdrängen lassen.

Was könnte helfen? Als Petrus seinen Brief schrieb, hat er den enttäuschten Menschen damals sagen wollen: Ja, unser Leben ist durcheinander geraten; ja, wir haben alles anders erwartet; ja, es wäre schön gewesen, wenn… Doch gebt euch und euer Leben nicht auf. Gott wird euch neue Freude schenken. Vertraut euch ihm und seinem Wort an. Gott wird euch auf dem belastenden Weg begleiten, stärken, trösten.

Mich erinnert es an meine Mutter, auf deren Schoß ich mich geborgen fühlte, wenn mir etwas Blödes und Schweres passiert war. Die Sorge war zwar nicht weg, doch ich wusste: Mama ist da.

So möchte ich jetzt darauf vertrauen: Jesus ist bei mir – auch wenn das, was ich geplant und vorbereitet habe, abgesagt und verschoben wurde. Eins wird immer gegenwärtig bleiben: Jesus und seine Hand, die mich nicht fallen lässt. Und – er wird mir wieder Freude schenken.

Ich wünsche Ihnen in allen Fragen und Sorgen dieser Zeit die Gewissheit: Ich bin nicht allein – Gott bleibt mir treu!

Herzliche Grüße

Pfarrer Günter Mattner

21. Oktober 2020

Mittwochsandacht vom 21.10.2020

Hier können Sie den Text der EKD auch als PDF herunterladen:

Mit dem Ende des Kirchenjahres rücken auch die Themen Tod und Ewigkeit näher. Daher geht es heute um den #Grabstein. Stein ist das mit Abstand langlebigste Material, das in der Natur zu finden ist. Mit einem steinernen Mahnmal setzt man ein dauerhaftes Zeichen gegen Vergänglichkeit und Vergessen. Seit die Menschen sesshaft wurden, markieren sie Begräbnisstätten mit Steinen. Davon zeugen die zahlreichen „Hünengräber“ in Norddeutschland. Einige dieser aus Findlingen gebauten Begräbnisorte sind älter als 5000 Jahre.

Nach dem Entstehen der Schrift im alten Mesopotamien machte die Erinnerungskultur große Fortschritte. Seitdem informieren eingemeißelte Grabinschriften darüber, wer hier liegt und wann er gestorben ist. So verortet der Grabstein den Toten in Zeit und Raum – und damit auch diejenigen, die ihn betrachten. Grabsteine erinnern einen daran, dass man Vorfahren hat, an deren Erfahrungen, Wissen, aber auch an deren Schuld man anknüpft. Sie weisen die Betrachterinnen und Betrachter aber auch darauf hin, dass sie all dies an die nach ihnen Geborenen weitergeben werden. Und in beidem steckt die Mahnung des „Memento mori“: Bedenke, dass auch du sterben musst, nämlich damit du klug wirst (gemäß Psalm 90,12). Mit Friedhöfen und Grabsteinen haben Tod und Endlichkeit also einen festen Platz in der Kultur.

Die Bestattungskultur wandelt sich heute erheblich. Statt großer Grabstellen wünschen sich immer mehr Menschen ein Grab, das keine Pflege braucht. Auf vielen Friedhöfen gibt es Gemeinschaftsgrabstätten, in denen mehrere Namen auf einem großen Gedenkstein angebracht sind. Manche Menschen wünschen sich eine Bestattung im Friedwald oder eine Seebestattung – ganz ohne Grabstein. Auch Grabsteine können das Vergessen nur etwas hinauszögern, im besten, aber seltenen Fall um Jahrtausende. Früher oder später endet jedes Erinnern. „Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind“, tröstet Jesus die Jünger (Lukas 10,20). Dem entspricht die christliche Hoffnung auf den Gott, dessen Bund und Treue ewig hält, und der keinen vergisst.

Quelle: Instagram-Kanal der EKD: https://www.instagram.com/p/CGkSjaYi4PI/

14. Oktober 2020

Mittwochsandacht vom 14.10.2020

Hier können Sie die Andacht von Pfarrer Thoma auch als PDF herunterladen:

Johannes 13, 34-35
Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebhabt.
Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.

Ein neues Gebot. Hatten wir nicht in den letzten Monaten schon zahlreiche Erlässe und Verordnungen, Gesetze und Beschlüsse? In all den Unsicherheiten der Bürgerinnen über Urlaubsreisen und Beherbergungsverbote, in all den Abwägungen der Politiker zwischen Ausnahmeregeln und persönlichen Grundrechten stellt sich immer die Frage: Wofür brauchen wir sie? Die Antwort: Sie sollen helfen.

Damit ich aber ein Gebot als hilfreich (und nicht als beengend) empfinden kann, muss mindestens einer der folgenden zwei Faktoren zutreffen: Entweder ich kann dem Geber der Gebote völlig vertrauen und/oder die Gebote erweisen sich mir als logisch und schlüssig nachvollziehbar. Und deshalb ist es umso wichtiger, dass die Gesetze unserer Zeit schlüssig bleiben.

Unabhängig aber auch wie tief mein Glaube – also mein Vertrauen – in Gott ist, selbst wenn die Skepsis größer als das Vertrauen in IHN wäre, so bleiben seine Gebote aus meiner Sicht hilfreich, weil sie schlüssig sind. Und wer seinen Blick auf dieses neue Gebot von Jesus richtet, findet darin eben ein Schlüssel-Gebot. Nicht nur, weil es der Schlüssel für die anderen Gebote ist, sondern weil ihm auch ein schlüssiges Ursache-Wirkungs-Prinzip innewohnt: So wie du Liebe empfängst, gibst du sie weiter. Ich bin Empfänger und Geber. Das eine braucht das andere, damit die Liebe weder zum auferlegten Zwang noch zur grenzenlosen Ich-Bezogenheit wird. Nur so bleibt die Liebe in ihrem Wesen erhalten.

Die Folge dieses Gebots – in seiner Wechselwirkung gelebt – ist zweierlei. Einerseits hat es eine Innenwirkung: Der Einzelne als auch die Gemeinschaft erfährt darin eine „Seligkeit“, ein Glück. Andererseits hat es eine Außenwirkung: Daran wird sichtbar, zu wem ich gehöre. Und ich bin zutiefst davon überzeugt: Daran werden wir uns als Kirche messen lassen müssen. Oder nein: Daran werden wir längst gemessen, wenn wir genau hinsehen: auf Grund gemachter Erfahrung und Begegnung. Mit welcher Haltung wir als Christen anderen begegnen (und zwar überall), daran werden Menschen Christus erkennen. Oder eben nicht. Jesus verweist uns auf eine liebende und dienende Haltung.

Um dieses Gebot als hilfreich (und nicht als bedrückend) zu verstehen, mag es reichen darauf zu verweisen, dass es schlüssig ist. Aber um diese Haltung leben zu können, braucht es das Andere: Das tiefe Vertrauen in den Liebenden. Nicht aus mir. Das wäre vermessen. Sondern aus seiner Liebe.

Pfarrer Michael Thoma

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