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„abgesagt und verschoben“

In den letzten Wochen und Monaten sind zahlreiche Termine und Veranstaltungen abgesagt und verschoben worden: die Olympischen Spiele, Sitzungen, Konzerte, private Feiern, Trauungen. Alles ist bis auf das Kleinste geplant, vorbereitet und verabredet worden. Bis zuletzt wurde gehofft und nachgefragt, ob es nicht doch irgendwie geht. Dann hieß es: absagen und verschieben – bis, ja, bis es wieder geht.

Im privaten Bereich haben sich besonders Brautpaare auf den schönsten Tag im Leben gefreut. Die Gäste waren geladen, das Essen verabredet und auch die Traugottesdienste mit viel Freude besprochen. Auch hier hieß es oft: verschoben! Ein Ende dieser Verschiebungen ist nicht in Sicht. Wann es dann wird, weiß so wirklich keiner. Und viele sagen: Wir hoffen, dass es bald möglich wird. Wir müssen Geduld haben!

Die Christen im ersten Jahrhundert lebten auch auf ein großes Ereignis hin. Ihnen war gesagt: Der Tag des Herrn wird kommen! Damit verbanden sie schon bald die Wiederkehr Jesu, die Befreiung von aller Tyrannei und Unterdrückung, ein Ende aller Sorgen und Schrecken, von Leid und Krankheit. Doch dieser Tag der Freiheit und Freude blieb aus und – wenn wir richtig formulieren – steht immer noch aus.

Wie gehen wir eigentlich mit solchen Einbrüchen in unserem Planen und Wollen um? Eine häufige Reaktion ist, sich zurückzuziehen und betrübt durch die Zeit gehen. Manch einer lässt den Kopf hängen gibt sich auf oder lebt nach der Devise: Alles Mist! Dadurch wird der Tag zu einer Herausforderung, der Alltag zur Belastung.

Andere werfen sich in die Arbeit, füllen den Tag mit Aufgaben und Ablenkungen, damit nur nicht an das verschobene Ereignis der Freude gedacht wird. Die Folge sind oft Erschöpfung und Niedergeschlagenheit, weil sich negative Erfahrungen nicht einfach verdrängen lassen.

Was könnte helfen? Als Petrus seinen Brief schrieb, hat er den enttäuschten Menschen damals sagen wollen: Ja, unser Leben ist durcheinander geraten; ja, wir haben alles anders erwartet; ja, es wäre schön gewesen, wenn… Doch gebt euch und euer Leben nicht auf. Gott wird euch neue Freude schenken. Vertraut euch ihm und seinem Wort an. Gott wird euch auf dem belastenden Weg begleiten, stärken, trösten.

Mich erinnert es an meine Mutter, auf deren Schoß ich mich geborgen fühlte, wenn mir etwas Blödes und Schweres passiert war. Die Sorge war zwar nicht weg, doch ich wusste: Mama ist da.

So möchte ich jetzt darauf vertrauen: Jesus ist bei mir – auch wenn das, was ich geplant und vorbereitet habe, abgesagt und verschoben wurde. Eins wird immer gegenwärtig bleiben: Jesus und seine Hand, die mich nicht fallen lässt. Und – er wird mir wieder Freude schenken.

Ich wünsche Ihnen in allen Fragen und Sorgen dieser Zeit die Gewissheit: Ich bin nicht allein – Gott bleibt mir treu!

Herzliche Grüße

Pfarrer Günter Mattner