mit TUI die schönsten Metropolen erleben
Hier können Sie die Andacht von Pfarrer Frank Schröder auch als PDF herunterladen:
Liebe Leser,
"mit TUI die schönsten Metropolen erleben" - das las ich heute als Werbesatz. Klar, der Sommer kommt, und die Urlaubszeit kommt. Rechtzeitig öffnen sich ja nun auch wieder die Grenzen, sodass wir reisen und fremde Städte kennen lernen können.
Meine absolute Lieblingsstadt ist Paris. Sie ist wie eine Symphonie von Berlioz - lebendig, quirlig, aber auch klassisch, mit viel Stil, edler Patina, großer Eleganz, die aber nicht einengt sondern genug Weltstadt - Freiheit lässt. Sie bietet eine imposante Geschichte, es gibt Glanz, Glanz, Glanz, großartige Bauten, hohen Luxus. Natürlich auch arme Menschen und Dreckecken, aber nicht viel. Dann Konsum, viel Essen in allen Formen, Kultur in Bauwerken, Museen, hochkarätigen öffentlichen Kunstwerken.
Viel von allem, aber wenig, wenig ist von GOTT zu sehn. Damit meine ich: Keine öffentlich erkennbaren Zeichen von lebendiger Kirche oder Gemeinde, von Konzerten abgesehen keine Plakate mit kirchlichen Angeboten. 'Nur' die berühmten Kirchen als Sehenswürdigkeiten. Und vor ihnen geht es den meisten Menschen und Touristen weniger um ein gutes Foto von dem Bauwerk. Es geht mehr darum, dass ihr Gesicht vor dem Bauwerk auf einem tollen Selfie ist. Sehr symbolisch.
Am Sonntag ist viel Betrieb an den Sehenswürdigkeiten, Freizeit und Relax in den Parks, an der Seine, vor Schaufenstern und in Brasserien. Dass in erkennbarem Umfang die Gottesdienste aufgesucht werden, kann man nicht gerade sagen. Als wenn die Stadt mit all ihren vielen Gesichtern an GOTT vorbei sieht.
Ich muss an das Alte Testament und den Mann Abraham denken. Er ist auf der Reise in die große Stadt Sodom und bittet für sie bei GOTT um Gnade: Und wenn 50 Gerechte in der Stadt sein sollten Herr? (1. Mose 18,16ff) Und ich denke an Paulus in Athen, der 'ergrimmte', als er die Stadt voller Götzenbilder sah. Und predigt ihnen das Evangelium von dem wahren GOTT (Apg 17). Und an Jona (Jona 3,1), dem von GOTT gesagt wird: Geh in die große Stadt Ninive, predige ihr, was ich dir sage!
Ich bin nicht Paulus, und in unserer Stadt Herne sind leider auch genug Götzenbilder. Es fällt uns vielleicht nicht so auf, weil wir sie kennen, und weil sie weniger imposant sind. Ich frage mich: Wer ist in dieser Stadt Gott? Natürlich ist GOTT der Herr der Welt und über jede Stadt. Aber die Bibel selbst zeigt uns durchaus Unterschiede. Nach dem Besuch von Athen kommt Paulus nach Korinth und GOTT sagt ihm: Fürchte dich nicht, rede und schweige nicht, ich habe ein großes Volk in dieser Stadt. (Apg 18,10)
In Paris ist über die Jahrhunderte auch gepredigt worden, aber das Volk, das davon übrig geblieben ist, scheint sehr klein zu sein. Trotzdem bin ich immer wieder gerne in Paris! Kann mich, wenn es zur Heimfahrt geht, immer nicht richtig losreißen. Mache noch ein paar Extrarunden, bevor es auf die Autobahn geht. Ich sage, so zum Abschied: Tschüss, du Schöne. Aber die Stadt antwortet natürlich nicht. Sie interessiert sich keinen Funken dafür, dass ich morgen nicht mehr in ihr aufwache.
So ist das, lieber Leser, liebe Leserin. So lange du lebst wirst du in einer Stadt wohnen, selbst wenn du ein einzelnes Haus auf dem Acker kaufst, gehörst du zu einer Stadt. Womöglich wird der Name sich verändern. Wer weiß, in welcher Stadt du in 5 Jahren wohnst?
Ich wohne hier in Herne und wohne gerne hier, ja, ich identifiziere mich mit dieser Stadt. Ich will hier solidarisch sein und meine Steuern zahlen und will auch mit dem Evangelium dazu beitragen, dass es eine gute Stadt ist oder eine bessere wird. Aber meine letzte Identifikation ist diese Stadt nicht. Kann es schon deshalb nicht sein, weil ja meine Zeit hier begrenzt ist, das ist doch klar. Die letzte Stadt ist Jerusalem. Ist die neue Stadt Gottes. Dort interessiert man sich dafür, ob ich dabei bin, oder nicht. Dass ich da Bürgerrecht habe, das ist mir wichtiger als alle andern Städte.
Denn Jerusalem - das ist mehr als der Name einer Stadt. Jerusalem hatte in der Bibel seit Langem doppelte Bedeutung: die Hauptstadt des Volkes Israel - aber auch das neue Jerusalem; die ewige Stadt Gottes, in der er mit seinen Kindern wohnen wird. Zentrum und Sinnbild des Reiches Gottes, an dem wir in unseren Gemeinden heute schon mitbauen dürfen und auf das wir warten, dass es eines Tages für Alle sichtbar wird. Jerusalem oder Zion ist also eine Tatsache. Und Jerusalem ist ein Versprechen! Eine geistliche Wirklichkeit, die dir heute schon dein echtes, dein ewiges zu Hause gibt, während du in den Städten dieser Welt wohnst.
Jerusalem - die Stadt Gottes, ist ein Ort des Reichtums, der Freude, der Erfrischung und Fruchtbarkeit. Denn in Psalm 46 steht: "Wir fürchten uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen. Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, frisches Wasser strömt durch die Gottesstadt, in der die heilige Wohnung des Höchsten ist. Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie festbleiben; Gott hilft ihr früh am Morgen."
Und am Ende der Bibel ist von der Stadt Gottes noch einmal die Rede. Johannes spricht als Prophet Gottes: "Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; (…) und der auf dem Thron saß (Jesus), sprach: Siehe, ich mache alles neu! Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst". (Off 21,2-5 in Auszügen)
In beiden Texten spielt das Wasser des Lebens eine Rolle. Damit wird diese Stadt eine wunderbare Verheißung und ein Hoffnungsort: Ort des Reichtums, der Freude, der Erfrischung und Fruchtbarkeit. Die ultimative und ewige Stadt, wo der auferstandene Herr alles neu macht. Wo das lebendige Wasser umsonst ist. In der man heute schon Bürgerrechte bekommen kann! AMEN
Pastor Frank Schröder