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Kirchenglocken
Wenn man in Eickel wohnt, dann kann einem einiges nicht verborgen bleiben. Insbesondere das Zimbelglockenspiel, das mittags und am frühen Abend das ein oder andere Kirchenlied aus dem Gesangbuch hörbar macht. Nicht nur, dass eingängige und bekannte Kirchenliedmelodien zu hören sind. Nein, wer die Lieder kennt, kann zumindest die erste Strophe mehr oder minder mitsingen. Was aber ganz sicher dadurch erlebt werden kann, ist, dass man hinhört.
So mancher Glockenklang gehört zu unserem Alltag. Und wenn die Glocken einmal für längere Zeit ausfallen, wie in Wanne-Süd dies öfters an der Zwölf-Apostelkirche gewesen ist, dann merken das die Leute. Es fehlt einfach etwas, das zum alltäglichen Leben unverzichtbar dazugehört. Man kennt das eben und es drückt ein Stück Heimat aus. Denn Kirchenglocken, ob nun die große historische Glocke in Wanne-Süd mit ihrer besonderen Geschichte der Herren Krupp und Mayer, oder das Zimbelspiel in Eickel, die Glocken von der Lutherkirche in Wanne oder in Röhlinghausen, oder auch die der Stephanuskirche. Alle Glocken tragen zu einem Stück Heimat bei. Und wenn dann, wie in Eickel, auch noch Kirchenlieder erklingen, dann kommt ein Verkündigungsaspekt hinzu, der Melodie und möglicherweise auch den Liedtext für eine Zeit des Tages zum Erinnerungsmoment werden lassen. Manches Gemüt hat manchmal Probleme mit Kirchenglocken, aber wer eine Wohnung an Bahngleisen hat, muss wissen, wohin er zieht. Meistens war die Eisenbahn schon vorher da. Und Kirchenglocken sind meist überall schon lange da. Also nichts Neues.
Die Bibel kennt keine Kirchenglocken, die zum Gottesdienst rufen. Man traf sich in der frühen Christenheit eben in Privathäusern, und das war nicht immer ganz ungefährlich. Erst seit dem 4. Jahrhundert wurden die vormals heidnisch-römischen Tempelglocken für die Einladung zum Gottesdienst attraktiv. Just in der Zeit, als das Christentum Staatsreligion im Römischen Reich unter Kaiser Konstantin I als ersten christlichen Herrscher wurde.
In der Geschichte der Kirche haben sich Kirchenglocken entwickelt, um die Menschen zu Gebet und Andacht zu rufen. Also, Kirchenglocken rufen zum Gottesdienst. Sei es in einem Kirchgebäude oder auf der Straße, im Supermarkt, im Auto usw. Andacht und Gebet kann überall geschehen. Das ist eine evangelische Grundauffassung. Aber zum Gottesdienst herbeigerufen zu werden, das können nur Kirchenglocken, wenn sich die Menschen aufmachen, um gemeinsam in einem Kirchgebäude Gottesdienst zu feiern. Und, das darf nicht vergessen werden, Kirchenglocken rufen herbei und stimmen bereits auf den Gottesdienst ein. Darum ist es ein Stück Heimat, wo wir zuhause sind, wenn wir die Glocken hören, die zu unserer Gemeinde gehören.
Vielleicht hören wir in diesem Frühling öfters auf die Glocken in unserer Nachbarschaft. Sie erzählen uns etwas von unserer Kirche, von unserem Zuhause, von den Menschen, die zu uns gehören und letztlich von Gott.
Dr. Frank Weyen, Pfr.