Hier können Sie die Andacht von Pfarrer Kosslers auch als PDF herunterladen:

Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien.
(Psalm 34,16)

Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.
(Matthäus 7,7)

In der Losung und dem Lehrtext für den heutigen Tag haben wir es mit zwei Sätzen zum Gebet zu tun. Das Jesuswort der Bergpredigt gebietet ausdrücklich das Beten, aber auch das Psalmwort ermuntert zum Beten und ruft dazu auf.

 Dass auch das Psalmwort ein Aufruf zum Gebet ist, wird ein wenig deutlicher, wenn wir den Psalm soweit es geht als Ganzes sprechen lassen und seine Geschichte ein wenig mit im Auge behalten. Ursprünglich waren die Psalmen wohl anonyme Gebete. Später wurden sie Gruppen und Personen zugeordnet, die unter anderem mit dem Vortrag des Textes im Gottesdienst beauftragt waren.

 Unser Psalm wurde dem David zugeordnet, beziehungsweise einem seiner Nachkommen. Es war also der König, der im Gottesdienst unseren Psalm anstimmte, der mit den Worten beginnt: “Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.“ Als der Vortrag durch den König nicht mehr möglich war, wurden etliche Psalmen mit einer biographischen Notiz aus dem Leben Davids versehen und so eng mit der Geschichte des Königs verknüpft. So war es gewissermaßen immer noch der König, der die Gemeinde aufrief: „Preiset mit mir den HERRN und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!“ Denn der HERR hilft, rettet aus Schande und will euch fröhlich machen. „Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn traut!“

Und nun spricht der König unseren Losungstext. Er spricht uns zu: „Die Augen des HERRN merken auf die Gerechten …“ Das ist keine neutrale Feststellung, sondern eine Zusage an die Gemeinde. Die Gerechten, die hier angesprochen sind, sind gerade nicht die Selbstgerechten. Es sind die, die sich Gottes Gnade und Güte gefallen lassen, davon leben und darauf immer wieder antworten wollen. Du bist es, lieber Leser, der mit dieser Anrede gemeint ist. Seine Ohren hören auch auf Dein Schreien. Wir als Gemeinde sollen diese Zusage hören und dürfen ihr vertrauen und sollen ihr antworten. Die Güte Gottes ist der Grund des Gebetes. So sagt Jesus im Anschluss an unseren Text. „Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben geben könnt, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!“

Zu Pfingsten lassen wir uns daran erinnern, dass es nicht unser, sondern das Werk des Heiligen Geistes ist, wenn wir Gott den Vater und den Sohn erkennen können, schmecken und sehen dürfen, wie freundlich der HERR ist und beten: „Zieh ein zu deinen Toren, sei meines Herzens Gast, … .“ und „Du bist ein Geist, der lehret, wie man recht beten soll; dein Beten wird erhöret, dein Singen klinget wohl, es steigt zum Himmel an, es lässt nicht ab und dringet, bis der die Hilfe bringet, der allen helfen kann.“ (EG 133 Paul Gerhardt)

Eine gesegnete Pfingstwoche wünscht Ihnen Ihr

Ekkehard Kosslers