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Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.
Ps 139,5
Letztens war ich mal wieder joggen. Dabei führte mein Weg mich unter anderem über die Erzbahntrasse. Nach einem bekannten Erzbahnbüdchen gelangte ich, in Richtung Gelsenkirchen laufend, auf eine sehr lange Brücke. Ich lief nah am Geländer, um mir nicht mit anderen ins Gehege zu kommen. Dabei blickte ich immer mal wieder über den Zaun und schaute hinab: Auf Wiesen, Müll in der Natur oder Baustellen. Und plötzlich kam mir der Gedanke: „Wie wäre es eigentlich, wenn das Geländer gar nicht da wäre?“. Ganz sicher würde ich nicht so gelassen und entspannt am Rand der Brücke laufen und hinunterschauen. Ich würde wohl langsamer laufen und mich vorsichtig in der Mitte aufhalten, um nicht Gefahr zu laufen abzustürzen.
Es ist schon interessant: Ich kann mich nicht erinnern, dass ich bei meinen Läufen gegen das Geländer gestoßen oder gestolpert wäre, sodass es mich auffangen musste. Allein seine Anwesenheit hat mir Gelassenheit gegeben, gar kein flaues Gefühl über einen möglichen (Ab-)Sturz aufkommen lassen.
„Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir“ heißt es im 139. Psalm. Der Beter beschreibt Gottes Nähe und Gegenwart als etwas Schützendes. Von allen Seiten ist Gott um ihn und die Hand hält er schützend über ihn. Ich bin in meinem Leben in Gott geborgen, er ist gegenwärtig. Ich finde diese Vorstellung beruhigend und schön. Sie lässt mich mit größerer Sicherheit durch mein Leben gehen. Wie allein die Gewissheit des Geländers mir einen festen Stand auf der hohen Brücke gibt, gibt mir die Gewissheit der Gegenwart Gottes einen festen Stand im Leben. Ich weiß, dass für gewisse Dinge schon gut gesorgt ist, also kann ich vertrauensvoll meine Bahn ziehen. Und auch wenn ich mal stolpere und hinfalle, ist da einer, sodass ich nicht vollends abstürze, sondern mich aufrappeln und aufrichten kann. Das hat etwas Beruhigendes, aber es ist keine Einladung zum Leichtsinn. Genau wie ich auf der Erzbahntrasse nicht auf dem Geländer selbst langlaufe und aufpasse, dass ich mit niemandem zusammenrassle, bin ich auch in meinem Leben für mich und andere verantwortlich. Die Gewissheit um Gottes Gegenwart macht mich dabei aber von einer allzu großen Sorge frei: Frei für den Nächsten, frei für mich selbst und frei für Gott.
Ihr und Euer Lukas Horst