Hier können Sie die Andacht von Pfarrerin Karpenstein auch als PDF herunterladen:

Liebe Menschen in Nah & Fern und in Wanne-Eickel!

Letzten Sonntag haben wir in der Gemeinde Abendmahl gefeiert. Eigentlich nichts Besonderes, aber in diesen Zeiten schon.

Seit März ist in den Kirchen vieles anders. Wie an allen Orten ringen wir um Abstand und Hygiene. Wir schütteln keine Hände und legen sie nicht zum Segen auf. Wir singen als Gemeinde nicht gemeinsam und kommen nicht mehr zum Abendmahlskreis zusammen.

Es ist sinnvoll, dass wir notwendige Regeln einhalten. Gleichzeitig grübeln und tüfteln wir, was dennoch geht. Ich versuche, neu und vielleicht ungewöhnlich zu denken. Nicht alles lässt sich kompensieren, aber beim Abendmahl habe ich einen Versuch gewagt.

Viele Gottesdienstbesucher*innen gehen gerne und regelmäßig zum Abendmahl. Es ist ihnen vertraut und eingeübt seit Kindertagen und der Konfirmation. Wenn man mich fragt, was mir das Abendmahl bedeutet, dann fällt mir eine ganze Reihe ein.

Das Abendmahl ist ein besonderer Moment herausgehoben aus dem Alltag. Ganz nah bei Gott. Zeichen der Hoffnung und der Versöhnung. Verbunden mit der weltweiten Christenheit. In Erinnerung an das erste Abendmahl Jesu damals mit seinem Jüngerkreis. In der Nacht, in der er verraten wurde. Abendmahl wird gefeiert mitten in den Grenzerfahrungen des Lebens. Damals wie heute.

Christi Leib für dich gegeben – Christi Blut für dich vergossen. Das Abendmahl ist Sakrament, Geheimnis des Glaubens. Es ist das Zusammenkommen von Worten und Zeichen. Es ist Schweigen und Instrumentalmusik. Es ist Sehen, Fühlen und Schmecken. Beim Abendmahl geht es um meine Leiblichkeit. Hier bin ich ganz Mensch. Im Angesicht Gottes.

Das Abendmahl am letzten Sonntag war das erste seit Monaten in unserer Kirche. Am Eingang des Gottesdienstes ein Tütchen mit einer Oblate und Weintrauben für jede*n einzeln hygienisch korrekt bereitet und verpackt. So haben wir später Abendmahl gefeiert am Sitzplatz mit Abstand und dennoch gemeinsam.

Zeiten und Umstände mögen sich ändern – Gott bleibt. Zum Beispiel im Abendmahl.

Ich grüße Sie ganz herzlich – bleiben Sie behütet,

Ihre Pfarrerin Saskia Karpenstein